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Active Thinking

Auf dem jüngsten Active Thinking Forum von GAM Investments geht David Dowsett der Frage nach, warum die Märkte in den letzten Wochen in relativ engen Bandbreiten verharrt haben, während Adrian Owens seine kurz- und mittelfristigen Erwartungen für die Märkte darlegt und aufzeigt, wo er Chancen für die Zukunft sieht.

17. Mai 2023

David Dowsett, Global Head of Investments

Die Märkte bewegen sich in relativ engen Bandbreiten, so wie sie es seit den Bankenproblemen im März getan haben. Es gibt viele ungelöste Fragen wie die Wahrscheinlichkeit einer bevorstehenden Rezession in den USA, die Abschwächung der Inflation und das Ende der Straffung durch die Zentralbanken, die Debatte über die Schuldenobergrenze und das Tempo der Erholung in China. Der Markt diskutiert diese Themen, aber es gibt derzeit nicht genügend neue wesentliche Informationen, um eine eindeutige Meinung zu bilden und die Marktrichtung zu bestimmen.

Am Wochenende fanden die türkischen Wahlen statt, und Recep Tayyip Erdogan ist der klare Favorit vor der zweiten Runde, was sich negativ auf türkische Vermögenswerte auswirkt. Da die Märkte kein Vertrauen in seine Wirtschaftspolitik haben, reagierten sie daher schlecht. Der Anteil der Türkei an den Schwellenländerindizes hat sich drastisch verringert. Die Chancen auf eine Trendwende in der türkischen Geschichte scheinen durch dieses Ergebnis zunichte gemacht worden zu sein.

Auch wenn in dieser Woche keine wichtigen Wirtschaftsdaten aus den grossen Volkswirtschaften zur Veröffentlichung anstehen, werden wir die Entwicklung im Auge behalten:

  1. Die Schuldenobergrenze: Präsident Biden und der Sprecher des Repräsentantenhauses McCarthy nehmen diese Woche die Gespräche wieder auf. Die Rauchzeichen am Wochenende waren eher positiv. Die Zeit läuft ab, und es wird wahrscheinlich noch einige Wendungen geben, aber die letzten Informationen waren etwas positiver.
  2. Das G7-Treffen in Hiroshima: Es gibt viele geopolitische Unwägbarkeiten, insbesondere im asiatischen Kontext, so dass es interessant sein wird, zu sehen, was dabei herauskommt.
  3. Gewinne: Walmart und Home Depot werden diese Woche ihre Gewinnzahlen veröffentlichen. Diese sind ein wichtiges Signal für das Tempo des Konsumwachstums in den USA, das derzeit eindeutig eine der grössten Unsicherheiten darstellt. Auch Alibaba, Tencent und Baidu werden Ergebnisse veröffentlichen, die uns mehr Aufschluss über das Tempo der chinesischen Erholung geben werden.

Adrian Owens, Investment Director, Globale Zinssätze und Währungen

Ich glaube, wir befinden uns derzeit an einem interessanten Punkt auf den Märkten, sowohl kurz- als auch mittelfristig. Zunächst einmal haben die Zentralbanken nach einer langen Phase überschüssiger Liquidität diese Liquidität schnell wieder zurückgezogen. Dies kann zu Problemen führen. Wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass wir vor dem Hintergrund eines beträchtlichen Anstiegs der Verschuldung agieren, die während des Covid-Programms in die Höhe geschossen ist. Ich glaube sogar, dass wir uns einem Niveau nähern, das nicht mehr tragbar ist. Die Zinsen, die die USA jetzt für ihre Schulden zahlen, übersteigen, verschärft durch steigende Zinsen, bei weitem die Ausgaben für das Militär. Da die Verschuldung vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung weiter ansteigt, wird dies ein ständiges Problem für die Märkte sein. Dies wirkt sich mittelfristig auch auf die Inflation aus.

Die Risikoaversion der Anleger ist derzeit sehr gering, ungeachtet einiger globaler Probleme, mit denen wir uns im Hintergrund beschäftigen und die fast alle auf ein geringeres Wachstum bei einem gegebenen Inflationsniveau hindeuten. Dazu gehören der Klimawandel, der demografische Wandel, insbesondere die Situation in China, wo jedes Jahr weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter hinzukommen, geopolitische Risiken, die nicht ausser Acht gelassen werden sollten und den Trend einer zunehmenden Rückverlagerung begünstigen, ein Trend, der sich nach Covid verstärkt hat, sowie der Krieg in der Ukraine. Es ist wichtig, all diese Themen als Hintergrund heutiger Investitionen im Auge zu behalten.

Die Märkte konzentrieren sich in nächster Zeit darauf, was die Federal Reserve (Fed) unternimmt, was mit der kurzfristigen Inflation geschieht, und die grosse Debatte ist, ob wir einen Punkt der Lockerung erreichen, da die Inflation zu kippen beginnt. Im Grossen und Ganzen sind wir der Meinung, dass es Anzeichen dafür gibt, wenn man das Ausmass der Straffung bedenkt, das wir erlebt haben. Was die Anlagemöglichkeiten angeht, so sind sie unserer Meinung nach heute differenzierter als in den letzten Jahren. Vor zwei Jahren konzentrierten wir uns auf den wahrscheinlichen Anstieg der Inflation, und im vergangenen Jahr lag der Schwerpunkt auf der strafferen Geldpolitik der Zentralbanken. Die positive Seite ist, dass die Chancen weiterhin attraktiv sind, da die Zentralbanken nach wie vor aktiv bleiben und die Marktverwerfungen anhalten. Die Zentralbanken handeln oft recht unterschiedlich, und zwei Extreme sind meiner Meinung nach das Vereinigte Königreich und Brasilien. In Brasilien wurden die Zinssätze schon sehr früh aggressiv angehoben, von etwa 2 % auf knapp unter 14 %. Im Gegensatz dazu war die Bank of England sehr zurückhaltend mit Zinserhöhungen, und fast jedes Mal, wenn sie es tat, warnte sie davor, dass sie kurz vor dem Ende stehen könnte; das hat Chancen eröffnet. Wir sehen weiterhin eine Reihe von Möglichkeiten auf den Märkten für länderübergreifende Transaktionen.

Zweitens: Da Inflation und Zinsen für die Anleger von grosser Bedeutung sind, ist es nicht verwunderlich, dass die relativen Realzinsen zu wichtigen Einflussfaktoren der Währung geworden sind. Ein guter Überblick über die Zinssätze und die Inflation verschafft Anlegern daher einen Vorteil bei Investitionen auf den Währungsmärkten.

In einem grösseren Zusammenhang betrachtet, deuten jetzt, da wir in eine Phase der quantitativen Straffung eintreten und sich die Politik in Japan zu ändern beginnt, und angesichts der Nachfrage- und Angebotsdynamik bei all den emittierten Schuldtiteln, alle diese Faktoren auf höhere Laufzeitprämien hin, was ein höheres Niveau der längerfristigen Zinssätze bedeutet, als wir es vielleicht gewohnt sind. Wir sind uns auch bewusst, dass erhöhte Inflationsunsicherheiten bestehen, und dafür sollte es eine Risikoprämie geben. Wir glauben, dass dies in den nächsten zwölf Monaten im Mittelpunkt stehen wird, und wir sind in der Lage, uns durch Geschäfte, die von einer Kurvenversteilung profitieren, darauf einzustellen.

Im Falle der USA sind wir der Meinung, dass der Markt zu sehr von Zinssenkungen im Laufe dieses Jahres ausgegangen ist. Im Rahmen unserer Strategie haben wir die US-Zinsen gegenüber dem Euroraum und dem Vereinigten Königreich short positioniert. Während des gesamten letzten Jahres waren wir bei den britischen Zinsen ständig auf der Short-Seite, aber wir glauben, dass der Markt heute fairer bewertet ist. Von den Schwellenländern sind wir nicht übermässig begeistert. Vielmehr sind wir der Meinung, dass die Chancen sehr viel selektiver sind. Brasilien ist ein Markt, der uns besonders auffällt. Die monetären Bedingungen sind angespannt, das Wachstum und jetzt auch die Kerninflation beginnen sich zu verlangsamen, und die Sorgen über die Steuerpläne von Präsident Lula lassen nach. Wir gehen davon aus, dass die Zentralbank in den kommenden Monaten mit Zinssenkungen beginnen wird, und zwar in einem grösseren Umfang, als der Markt derzeit einschätzt.

Wichtige Hinweise und Informationen
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Adrian Owens

Chief Investment Officer, Investcorp-Tages
Meine Insights

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