In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der börsennotierten Unternehmen etwa halbiert. Christian Munafo von Liberty Street Advisors untersucht, warum Unternehmen heute länger in Privatbesitz bleiben, und zeigt auf, welche Chancen sich daraus für Anleger ergeben.
15. Juni 2023
Vor zwei Jahrzehnten lag das durchschnittliche Alter, in dem ein Unternehmen an die Börse ging, bei vier Jahren. Ein Paradebeispiel dafür ist Apple, das etwa vier Jahre nach seiner Gründung mit einem Umsatz von rund USD 150 Mio. an die Börse ging. Bis 2022 stieg das Durchschnittsalter eines Unternehmens bei der Börsennotierung auf 10 bis 15 Jahre, und die durchschnittliche Marktkapitalisierung wuchs um mehrere hundert Prozent. Diese Verschiebung hat auch zu einem Anstieg der Zahl der so genannten Einhörner - Start-ups in Privatbesitz mit einem Wert von mehr als USD 1 Mrd. - geführt, da diese Unternehmen aussagekräftigere Betriebskennzahlen vorweisen können, wenngleich anzumerken ist, dass dies in einigen Fällen zum Teil auf den Überschwang und die Übertreibung auf dem Markt zurückzuführen ist.
Es gibt eine Reihe von Gründen für diese Verlagerung hin zu einem längeren Verbleib in Privatbesitz. Regulatorische Änderungen haben den Verwaltungsaufwand und die Kosten erhöht, die mit der Tätigkeit als börsennotiertes Unternehmen verbunden sind. Häufig wollen Unternehmen auch nicht für die vierteljährliche Veröffentlichung ihrer Gewinne rechenschaftspflichtig gemacht oder als Geisel der Volatilität der öffentlichen Märkte gehalten werden. Derzeit sind mehr als 70 % der Unternehmen, die einen Umsatz von USD 100 Mio. oder mehr erwirtschaften, privat. Diese Zahl könnte sogar noch höher sein, da die meisten privaten Unternehmen nicht verpflichtet sind, ihre Finanzdaten offen zu legen. Für die Anleger bedeutet dies, dass diejenigen, die nicht in diese Unternehmen investiert sind, wenn sie sich in Privatbesitz befinden, die Chance auf einen erheblichen Kapitalzuwachs verpassen könnten.
Gestiegene weltweite Nachfrage
In den Jahren nach der globalen Finanzkrise von 2008 ist das Volumen des für Investitionen in private Märkte aufgebrachten Kapitals drastisch gestiegen. Betrachtet man nur die US-amerikanischen wagnisfinanzierten Unternehmen, so wurden in den letzten zehn Jahren rund USD 1,5 Billionen bereitgestellt, was den Trend unterstützt, dass Unternehmen länger in Privatbesitz bleiben1. Wir haben auch eine Zunahme "touristischer" Investoren beobachtet, die die Nachfrage ankurbeln, indem sie sich in private Märkte einkaufen, was zu hohen Bewertungen führt.
Auf der Suche nach den besten Möglichkeiten
Im Jahr 2022 begannen die Bewertungen jedoch wieder auf ein realistischeres Niveau zurückzukehren, wodurch sich Chancen auf dem Privatmarkt ergaben, die unserer Meinung nach nur schwer zu ignorieren sind. Wir sind uns der anhaltenden makroökonomischen Herausforderungen bewusst, glauben aber, dass einige der besten Zeiten für den Einsatz von Kapital Zeiten der Volatilität und Unsicherheit sind. Wir würden Anlegern niemals empfehlen, eine Anlageklasse zu timen, schon gar nicht die privaten Märkte, die eine langfristige Perspektive erfordern, aber im vergangenen Jahr sahen wir viele Gelegenheiten auf dem Sekundärmarkt, wo wir eine stark gestörte Preisbildung bei qualitativ hochwertigen Unternehmen mit starken Bilanzen beobachteten. In der Vergangenheit haben Investitionen, die in Zeiten grösserer Verwerfungen getätigt wurden, in den Folgejahren eine starke Performance erzielt.
Die Unternehmen, auf die wir uns konzentrieren - Venture Capital (VC) in der Spätphase, das zwischen VC und traditionellem privatem Beteiligungskapital angesiedelt ist - sind häufig bereits erfolgreich und verfügen über einen etablierten Marktanteil, überzeugende Vorstände und bewährte Produkte. Viele dieser Unternehmen sind mit traditionellen kleinen und mittleren Wachstumsunternehmen vergleichbar, aber sie sind heute aus den oben beschriebenen Gründen nicht mehr in demselben Masse auf den öffentlichen Märkten verfügbar wie früher. Wir sind zunehmend der Ansicht, dass private Märkte die einzige Möglichkeit sind, Zugang zu einigen der innovativsten und technologiegetriebenen Sektoren zu erhalten, darunter Fintech, künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Cloud, Datenspeicherung und -analyse, Online-Bildung, Lieferkettenoptimierung, E-Commerce, digitale Gesundheit und Raumfahrtökonomie, und dass sie Anlegern attraktive risikobereinigte Renditen mit potenziell geringerer Volatilität als öffentliche Aktien bieten können.
Allerdings ist eine Zweiteilung des Marktes festzustellen, bei der Unternehmen mit hoher Bonität weiterhin weitgehend problemlos Kapital aufnehmen können, und das im Allgemeinen zu höheren Bewertungen. Das höchste Risiko besteht unseres Erachtens für Unternehmen mit geringerem Kaliber bzw. für Unternehmen, die unter Kapitalbeschränkungen leiden. Wir gehen davon aus, dass sich diese Zweiteilung fortsetzen wird. Selektivität und ein erfahrenes Managementteam sind daher nach wie vor von entscheidender Bedeutung, um sich im derzeitigen Umfeld zurechtzufinden und die besten Chancen im Bereich Venture Capital in der Spätphase zu erkennen.
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