Andrea Quapp, Investment Director für Multi Asset Class Solutions (MACS) Kontinentaleuropa, empfiehlt Anlegern, durch den Nebel von negativen Schlagzeilen hindurchzusehen. Dazu gehören die tragischen Ereignisse im Nahen Osten und der Ukraine. Während diese den Bürgerinnen und Bürger verständlicherweise Sorgen bereiten, ist sie davon überzeugt, dass die Auswirkungen auf die Makroökonomie überschätzt werden.
01. November 2023
Die Finanzmärkte sind sich Sorgen gewohnt – und blicken meist über diese hinweg in die Zukunft. Die jüngste Eskalation im Nahen Osten findet – abgesehen vom Erdöl – auch ausserhalb der wirtschaftlichen Hauptschauplätze statt. Die bekannten politischen Kontrahenten rasseln mit den Säbeln, aber man darf davon ausgehen und nicht zuletzt hoffen, dass ein Flächenbrand aufgrund der Vermittlungsbemühungen vieler bedeutenden Staaten nicht ausbrechen wird.
In den vergangenen Monaten tendierten Aktien tiefer und die Renditen von als sicher geltenden Staatsanleihen kletterten teils kräftig. Doch diese Entwicklung scheint zu einem Ende zu kommen – die Korrektur an den Börsen scheint vor allem Gewinnmitnahmen nach der vergangenen Rally geschuldet gewesen zu sein. Kürzlich haben zahlreiche Währungshüter signalisiert, dass sie kein Interesse an einer weiteren Straffung der Finanzierungskonditionen haben. Die Staatsanleihenrenditen sind daraufhin spürbar gefallen. Die Flucht in sichere Häfen und steigende Erdölnotierungen aufgrund des Konfliktes im Nahen Osten fielen eher moderat und nur kurzzeitig aus.
Asset Allocation: Ein kleiner Schritt Richtung mehr Sicherheit
Wegen der immer wiederkehrenden Diskussion über Rezession, Gewinnwachstumsschwäche, hartnäckig hohe Inflationsraten, der Unberechenbarkeit von China und den genannten Konflikten im Nahen Osten und der Ukraine ist eine leicht defensive Positionierung in der Asset Allocation sinnvoll. Die tatsächlich nur wenig gestiegene Volatilität an den Aktienmärkten auf weiterhin marktübliches Niveau gibt aber einen Hinweis darauf, dass übertriebene Umschichtungen nicht angezeigt sind.
Nach einer kurzen Schwächephase stabilisiert sich der Dollar nun wieder. In den Vereinigten Staaten geht den Konsumenten der Schnauf nicht aus, was sich in starken Detailhandelsumsätzen zeigt. Die US-Bürger stehen finanziell gesund da. Der Arbeitsmarkt boomt, die Lohnsteigerung liegt mittlerweile über der Inflation. Zahlreiche Ökonomen gehen davon aus, dass die USA nicht einmal mehr eine leichte Rezession durchleben muss. Der Ton der US-Notenbanker bezüglich weiterer Zinserhöhung ist deutlich moderater geworden. In der Eurozone fallen dagegen die Konjunkturdaten momentan gesamthaft zwar noch immer schwächer aus, als sie erwartet werden, doch weichen sie nicht mehr so stark nach unten ab, wie es noch vor einigen Monaten der Fall war.
Die Folgen der «Zinspause» an den Anleihenmärkten
Die Zähmung der Teuerung und das wahrscheinliche Erreichen des Gipfels bei den Leitzinsen führt zu einer entspannteren Lage an den Zinsmärkten. Dank höherer Sätze lassen sich in den Hauptmärkten attraktive und sichere Renditen erzielen, ohne dass die Anleger auf Hochzins- und Schwellenländeranleihen oder in den «sicheren Hafen» von Staatsanleihen ausweichen müssen. Weil die Volatilität der Zinsen dank der Zinspause der relevanten Notenbanken spürbar nachgelassen hat, kann auch die Duration im Obligationen-Portfolio wieder etwas erhöht werden – nachdem lange kurzlaufende Anleihen bevorzugt waren.
Es zeigt sich aber weiterhin, dass es vielen Marktteilnehmern an Erfahrung fehlt. Nach Jahrzehnten mit kontinuierlich fallenden Renditen und vermeintlich «einfachen» Kursgewinnen fällt es seit vergangenem Herbst vielen schwer, die neue Realität anzuerkennen und diese in den Portfolios angemessen umzusetzen.
Aktienbewertungen haben sich normalisiert
Die globalen Aktienmärkte zeigen eine erstaunliche Resilienz. Mit dem rasanten Anziehen der Leitzinsen sah es so aus, als ginge die jahrelange Dominanz der Dividendenpapiere über die Obligationen nachhaltig zu Ende. Doch nach anderthalb Jahren, in denen die globalen Börsen um den Höchststand oszillierten – der Schweizer Blue-Chip-Index SMI schloss schwächer ab als andere wichtige Indizes –, scheint wieder fast alles im Lot zu sein. Die einst übertriebenen Bewertungen haben sich grösstenteils normalisiert, die anstehende Berichtssaison dürfte, auch wegen vieler Gewinnrevisionen in den vergangenen Quartalen, für einige positive Überraschungen sorgen. Jüngst verpönte Branchen wie Banken, Versorger und Lebensmittelproduzenten könnten unserer Meinung nach überzeugen. Natürlich entziehen sich auch diese nicht dem wirtschaftlichen Umfeld – und eine Verschärfung der geopolitischen Lage würde Spuren hinterlassen.
In den vergangenen Monaten hat das Thema Künstliche Intelligenz (KI) die Aktien von grossen Unternehmen aus dem Wachstumssegment Technologie auf neue Höchststände getrieben. Doch das Ausmass, welches KI auf die Wirtschaft hat, ist kaum abschätzbar. Auch Unternehmen aus traditionellen Segmenten könnten mit dieser Technologie erhebliche Effizienzsteigerungen erzielen, was sich in den Unternehmensgewinnen zeigen würde. Die Aussicht auf stagnierende, vielleicht sogar wieder etwas geringere Leitzinsen werden die Aktienmärkte unserer Meinung nach in den kommenden Monaten unterstützen. Das Augenmerkt der Anleger sollte dabei jedoch auf den Gewinnprognosen der Unternehmen liegen – und ob diese erreicht oder gar überschritten werden. Die lange favorisierten Dividendenaktien sind angesichts der hohen Verzinsungen am Anleihenmarkt in den Hintergrund getreten.
Solides Schweizer Betongold und alternative Anlagen
Die spezielle Ausgangslage der Schweiz verhindert, dass der hiesigen Immobilien-«Bubble» nicht die Luft ausgeht, wie dass in den Märkten anderer Länder zu beobachten ist. Eine hohe Zuwanderung sowie eine Regulierung, welche die Bautätigkeit zunehmend behindert, sorgen hierzulande für hohe Nachfrage und ein beschränktes Angebot. Die Leerwohnungsziffer verharrt knapp über 1%. Immobilien bleiben eine wichtige Anlageklasse für Investoren; Anleger sind aber gut beraten, das Gewicht zurzeit nicht weiter auszubauen. In der Schweiz gibt es zudem eine länderspezifische Diskussion zum «Fastmonopol» im Bereich indirekte Immobilienanlagen. Durch die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, verfügt die neue «Superbank» im Bereich Immobilienfonds über einen marktbeherrschenden Einfluss.
Den übrigen alternativen Anlagen – neben Immobilen – fehlt das Potenzial, um Einfluss auf taktische Allokationsentscheide zu haben. Lediglich einzelne, wenig korrelierende Makro-Hedge-Funds mit Makrostrategien aus den Bereichen Aktien und Anleihen bieten momentan eine gewisse Diversifikation. Die Enthüllungen um das Betrugskonstrukt FTX von Sam Bankman-Fried werfen ein ungünstiges Licht auf Kryptoanlagen. Daher fehlen bei Digital Assets momentan die Impulse sowohl für eine Bewegung nach oben als auch nach unten.
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